Ich habe noch drei Tage bevor ich zu rück nach Kenia gehe Vier Monate lang durfte ich an der Filmakademie in Ludwigsburg eine internationale Masterclass besuchen gemeinsam mit ganz unterschiedlichen Leuten aus der ganzen Welt es war eine un vergleichliche Erfahrung Ich fange gerade erst an das Erlebte zu verar beiten In den vergangenen Monaten an der Akademie konnte ich mithilfe eines Mentors die Entwicklung meines nächsten Films beginnen Ich hatte aber auch Gelegenheit viele deutsche Filme zu sehen Ich habe dadurch wertschätzen gelernt welchen Einfluss das Kino auf die Gesellschaft hat Ich glaube dass Deutschland genau deswegen so viel Geld in die öffent liche Filmförderung investiert dieses Wissen muss ich unbedingt mit nach Hause bringen Deutschland ist auf eigene Faust schreiben und drehen Das hat den Vorteil dass so völlig un terschiedliche spannende Filme entstehen Mich interessieren die un nötigen Lasten die wir Menschen mit uns herumtragen In Kenia gab es seit unserer Unabhängigkeit ein paar Ereignisse von nationaler Bedeu tung Terrorangriffe und Gewaltaus brüche nach verschiedenen Wahlen über die nie öffentlich gesprochen wurde die Regierung schweigt dazu Mein Film Kati Kati kommentiert das was wiederum zu einigen Artikeln einer Menge Diskussionen in den sozi alen Medien und guten Gesprächen auf Filmpremieren geführt hat Genau das wollte ich mit dem Film schaffen Jede Kunstform die Menschen mitein ander ins Gespräch bringt ist in mei nen Augen gut Nun gehe ich zurück nach Hause worauf ich mich freue Ich glau be ich kann viel mitnehmen nicht nur technisches Wissen sondern auch weltanschauliches denn ich habe hier Menschen aus Palästina Brasili en Bahrain und Sri Lanka kennen und schätzen gelernt Mein Blick auf die Welt als Ganzes ist weiter ge worden Vermissen werde ich die Bahn und das deutsche Bier Es ist lustig dass ihr Bier trinkt als wäre es Tee ja wie ein ganzes Buch voller Kino das einen die Deutschen besser ver stehen lässt Ich möchte ein Bei spiel geben Ich schaute einen Doku mentarfilm von Ella Bergmann Michel aus den 1930er Jahren Man sah draußen Naziflaggen und Kom munistenflaggen hängen eine Wahl stand kurz bevor Die Menschen hatten ihre Hoffnungen und Ängste Ich verstand durch den Film dass die NS Diktatur schrittweise entstan den ist und dass Menschen wie etwa die Filmemacherin gegen Hitler waren Ostafrika ist ein schwieriger Ort für einen Filmemacher denn es gibt bei uns keine öffentliche Filmförderung wie in Deutschland also sehen die meisten afrikanischen Filmemacher zu dass sie irgendwie nebenher Geld heranschaffen Ich selbst kam zufällig zum Filmemachen Meine Eltern waren beide Beamte Während meines Studiums in Nairobi lernte ich ein paar Freunde kennen mit denen ich ein Künstlerkollektiv gründete und Musik machte Durch die Musikvideos die wir selbst drehten begann ich mich sehr fürs Geschichtenerzählen zu interessieren und ich entschied mich mein Glück im Spielfilmbereich zu versuchen Mit meinem ersten Film Kati Kati hatten wir Riesenglück Er gewann 2016 auf dem Toronto Film Festival den internationalen Kriti kerpreis und wurde dann auf über 40 Festivals auf verschiedenen Konti nenten gezeigt Dadurch dass die Ausrüstung immer günstiger wird ist in Ost afrika eine neue Generation von Filme machern entstanden die ihre Filme Jede Kunst die Menschen mitein ander ins Gespräch bringt ist gut Ein Semester verbrachte der junge Regisseur Mbithi Masya in Deutsch land Kurz vor seiner Rückkehr nach Kenia blickt er auf das Filmemachen hier und dort und auf dessen gesellschaftliche Bedeutung Auf dem Absprung Filmtalente aus Ostafrika Mit seinem Debütfilm hat Mbithi Masya breite internationale Aufmerksamkeit erreicht Kati Kati der einer Frau in die mystische Welt zwischen Leben und Tod folgt gewann mehrere Filmpreise Über ein Stipendium für ost afrikanische Nachwuchsfilmema cher der Robert Bosch µÚÒ»³Ô¹ÏÍø war Mbithi Masya im Wintersemester 2017 2018 an der Filmakademie Ludwigsburg zu Gast unter anderem um Stoffe für seine nächs ten Filmprojekte zu entwickeln Momentaufnahme 13DAS MAGAZIN 2 18
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