Warum geht Afrika uns an Herr Köhler Auf der interna tionalen politischen Bühne gibt es derzeit doch große Herausforderungen genug Brexit und die bröckelnde eu ropäische Einheit Provokateure wie Trump Autokraten wie Putin und Erdogan Sie haben recht Die internationale Ordnung bröckelt ge waltig Ursache dafür ist nicht zuletzt dass wir noch keine Antwort gefunden haben wie nationale Politik in einem Zeitalter der globalen Interdependenz gestaltungsfähig bleiben kann Natürlich kann man sich einigeln wie das Populisten aller Couleur propagieren Aber dadurch wird keine der großen Herausforderungen dieses Jahrhunderts gelöst Tatsächlich leben gerade wir Europäer mit den Menschen unseres Nachbarkontinents Afrika in einer Schicksalsgemeinschaft Es gibt keine gute Zukunft für Europa ohne auch eine gute Zukunft für Afrika Die Afrikapolitik der EU kreist in den letzten Jahren viel um die Bekämpfung von Fluchtursachen Ist das nicht ein scheinheiliges im Prinzip egoistisches Motiv Halten Sie es für moralisch vertretbar Es wäre ein schwerer strategischer Fehler unsere Zusam menarbeit mit Afrika auf die Flüchtlingsfrage zu reduzieren Wir brauchen Afrika als Partner nicht als Türsteher Und wir sollten uns auch ehrlich machen was Bekämpfung von Fluchtursachen wirklich bedeutet was kurzfristig geleistet werden kann und was nicht Die Entwicklung Afrikas ist eine gigantische strategische Aufgabe für die ganze Welt Da gibt es keine quick fixes und die Lösungsbeiträge liegen auch nicht nur in Afrika Zum Beispiel braucht Deutschland ein Einwanderungsgesetz das Migration steuert und zu einem kreativen Austausch von Menschen und Ideen führt Das Wort der Fluchtursachenbekämpfung verschleiert wichtige Zusammenhänge Ich weiß nicht ob das unmora lisch ist ich halte es aber politisch für nicht besonders klug Sie fordern einen Kulturwandel in der deutschen Afri kapolitik 2050 soll der afrikanische Kontinent ein Fünftel der Weltbevölkerung stellen Wie sollte vor diesem Hin tergrund eine zukunftsweisende Afrikapolitik aussehen In Afrika wächst die größte Jugendgeneration der Mensch heitsgeschichte heran Wir müssen endlich die globale po litische ökonomische und ökologische Dimension dieser Herausforderung begreifen anstatt Afrikapolitik auf dem Beifahrersitz der Entwicklungspolitik zu lassen Der IWF hat berechnet dass dort jährlich 18 Millionen Jobs für die Jugend geschaffen werden müssten Glauben wir wirklich ein Wei ter so reicht da aus Anstatt hier und da eine Million mehr zu geben müssen wir unsere gesamte Politik auf Herz und Horst Köhler ist promovierter Volkswirt und wurde 1976 Beamter im Bundeswirtschaftsminis terium später Staatssekretär im Bundesfinanz ministerium Nach seiner Zeit in der Bundesregie rung war er u a Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und wechselte 2000 als geschäftsführender Direktor zum Internationalen Währungsfonds Von 2004 bis 2010 war Köhler Bundespräsident Er gilt als großer Afrikakenner und setzt sich auch heute noch in verschiedenen internationalen Ämtern für eine bessere Partnerschaft mit Afrika ein Wir leben mit Afrika in einer Schicksalsgemeinschaft Horst Köhler Nieren prüfen Tragen unsere Agrarpolitik unsere Steuer Finanzmarkt oder Handelspolitik wirklich zur Entstehung von Jobs und Einkommen in Afrika bei oder erschweren sie das sogar Ich habe keinen Zweifel dass Afrika zu einem neuen globalen Wachstumspol werden kann An günstigen Bedingungen dafür müssen vor allem Afrika und Europa gemeinsam arbeiten Das verlangt ein intelligentes Zusam menwirken von Staat und Wirtschaft Der von der Bundesre gierung und der G20 initiierte Compact with Africa weist hierfür in die richtige Richtung Die deutsche Wirtschaft also der Mittelstand wie auch Großunternehmen sollte sich stra tegisch und proaktiv beim Aufbau neuer Wachstumsmärkte in Afrika engagieren Das wäre vorausschauende Politik zur Sicherung von Wohlstand und Stabilität auch bei uns 23DAS MAGAZIN 2 18
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