www bosch stiftung de aufarbeitung Auf unserer Website finden Sie weitere Projekte zum Thema Wahrheit Gerechtigkeit Gedenken Dieser Mann ist Bischof Deogratias Gashagaza er nennt sich selbst Bishop Deo Er wollte diese Männer verändern Alle zwei Wochen ging er ins Gefängnis und sprach mit den Männern über ihre Taten über Gott seinen Glauben und las mit ihnen die Bibel Ich habe sie als Menschen gesehen nicht als Tiere sagt er Sie haben gelernt mir zu vertrauen Einem Tutsi den sie früher nur als Kakerlake beschimpft hätten wie die Propaganda der radikalen Hutu es ihnen eingeimpft hatte Was passiert mit den Tätern wenn sie aus dem Gefängnis rauskommen fragte sich der Geistliche damals Flammt der Hass in ihnen wieder auf Er wollte einen Ort schaffen an dem Hutu und Tutsi sich die Hand reichen Einen Ort der Versöhnung Heute führt er durch das Dorf in dem Jaqueline lebt 54 Familien leben mittlerweile hier Tutsi und Hutu Es gibt eine Schule Kin der spielen abends sitzen sie zu sammen und singen ruandische Volks lieder Auf den Feldern des Dorfes wachsen wieder Mais und Weizen Alles wirkt ruhig Vielleicht ist es auch zu ruhig gespenstisch still Fragt man die Bewohner danach ob sie Tutsi oder Hutu sind kommt schnell fast mecha nisch Wir sind Ruander ob Tutsi oder Hutu spiele keine Rolle mehr 80 Prozent der ruandischen Bevölker ung sowohl Täter als auch Opfer schätzen Studien haben während des Genozids ein traumatisches Ereig nis erlebt bis heute leiden rund ein Viertel der Überlebenden an einer Posttraumatischen Belastungsstörung Die Folgen dieser Störung sind Depres sionen Angstzustände und Gefühls taubheit Als das Dorf vor 15 Jahren entstand konnten die Bewohner noch nicht einmal zusammensitzen erzählt Deo Das Misstrauen die Angst auf beiden Seiten waren viel zu groß Viele hatten während des Genozids alles verloren Zusammen mit Psycho logen betreute Deo die Familien deren Angehörige beim Genozid umge bracht worden waren und die Täter die aus dem Gefängnis zurückkamen Gemeinsam bauten sie die Häuser von Mbyo wieder auf Die Arbeit sagt Deo etwas gemeinsam zu schaffen war wichtig Die Bewohner führen zu dem am Wochenende aktive Gesprächs runden es gibt einen Fußballverein wo Kinder und Erwachsene spielen die Felder werden gemeinsam bestellt Aber vor allem Es wird das Schwei gen gebrochen Ohne Wissen gibt es keine Vergebung sagt er Auch Jaqueline traf zehn Jahre später den Mann der ihre Familie getötet hat Er ist ein Mörder dachte sie als der Mann vor ihr stand Ein Hutu der alle Tutsi hasst Würde er die Gele genheit nutzen und sie umbringen Vergib ihm hatte ihr ein Priester gesagt denn auch dir werden deine Sünden im Himmel vergeben Der Mann fiel vor ihr auf die Knie presste sein Gesicht in den Staub Sie hatte Angst Und sagte dann doch Ja ich verzeihe dir Das Leben muss weitergehen sagt sie heute Versöh nung ist ein Prozess Sie redet jetzt flüssig es ist nicht das erste Mal dass sie ihre Geschichte Fremden erzählt Mbyo wird oft als Vorzeigeprojekt von ausländischen Journalisten und Wis senschaftlern besucht die hier beo bachten möchten wie die Versöhnung das Zusammenleben von Hutu und Tutsi funktioniert Wir verstehen uns ist ihre Antwort wenn man sie danach fragt wie das Unvorstellbare im Alltag gelingt ein Leben neben und mit den Tätern Auch Frederic einer der vielen Täter stand vor einem lokalen Gericht und bat um Verzeihung Er ist ein kleiner Mann mit kompakter Statur der ein paar Häuser von Jaqueline entfernt wohnt Er erzählt mit monotoner Stimme von dem Tag als er loszog zusammen mit an deren radikalen Hutu Wie sie die Straßen blockierten um die fliehen den Tutsi aufzuhalten Wie er Men schen tötete Es war ein Befehl sagt er Hätte ich mich geweigert hät ten sie mich auch umgebracht Acht Jahre saß er im Gefängnis Doch seine Vergangenheit lässt Frederic nicht los Oft schreckt er auf sein Herz klopft wenn er an die Tage im April 1994 denkt Er kann die Zeit nicht mehr zurückdrehen das weiß er Aber er kann leben auch für die Versöhnung Für ein neues Ruanda Fast ein Viertel jahrhundert später zählt das Land zu den Vorzeigestaaten des Koninents Das Land ist wunderschön die grü nen Hügel schmiegen sich an den Hori zont und die Straßen sind sauber und frei von Müll Der Präsident Paul Kagame hat das Land wirtschaftlich vorangebracht und auch für die Versöhnung setzt er sich ein So sehr dass manche auch von einem Zwang einer Diktatur der Versöhnung sprechen Kagame führt das Land mit strenger Hand von einer Demo kratie ist Ruanda weit entfernt Manche Familien der Opfer wissen bis heute nicht wie ihre Verwandten gestorben sind und wer die Täter waren Bischof Deo weiß dass seine Arbeit auch 24 Jahre nach dem Genozid nicht vorbei ist Jaqueline und Frederic sind heute Nachbarn sie vertrauen einander Ab und an spielen Jaquelines Kinder bei Frederic im Hof Wenn ihre Kuh einmal keine Milch gibt kann sie ihn um Hilfe fragen Das Dorf wählte Frederic zum Anführer zum Bürgermeister von Mbyo Er ist es der heute für alle spricht der Streit schlichtet und für Probleme eine Lösung sucht Und der dafür sorgt dass die alten Wun den nicht mehr neu aufbrechen Wahrheit Gerechtigkeit und Gedenken Das Dorf Mbyo ist eines von acht so genannten Dörfern der Versöhnung in Ruanda in dem Opfer und Täter des Genozids heute als Nachbarn leben begleitet von der Organisation Prison Fellowship Rwanda und dessen Gründer Bischof Deogratias Gashagaza Prison Fellowship Rwanda gehört zu einer Reihe von Projekten im Bereich von Wahrheit Gerechtigkeit und Gedenken die die Robert Bosch µÚÒ»³Ô¹ÏÍø in Afrika und welt weit unterstützt Mit dem Ziel Konflikte aufzuarbeiten und zu Versöhnung beizutragen fördert die µÚÒ»³Ô¹ÏÍø etwa die Foundation for Justice and Develop ment Initiatives beim Aufbau einer Gedenkstätte in Uganda Unterstützt werden u a auch die Organisationen Fondation Hirondelle Institute for Justice and Reconciliation und Project Expedite Justice die in Mali der Zentralafrika nischen Republik in der Region der Afrikanischen Großen Seen und im Sudan aktiv sind Kriegsverbrechen dokumentieren und über Aufarbeitungs prozesse berichten 41DAS MAGAZIN 2 18
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